Donnerstag, 24. September 2009

Der Schröter, die Schnecke und der Molkendieb


Ein Schröter *), der mit einer Schnecke
Im Schatten einer Weißdornhecke
Spatzieren kroch, gerieth mit ihr
In Streit, und zwar der Hörner wegen.
Kaum trägt ein junger Offizier
So stolz den neuen Troddeldegen
Als Junker Schröter sein Geweih.
Der Hirsch, dem wir am meisten gleichen,
Sprach er, muß ohne Prahlerey,
Mit seinem Kopfputz meinem weichen:
Er dienet mir, du weist es schon,
Zur Hand und wie dem Krebs zur Scheere,
Im Krieg zum Schutz und Trutzgewehre,
Und.... Alles gut, mein lieber Sohn,
Und doch möcht ich mit dir nicht tauschen;
Auf meinen Hörnern hat die Macht
Des Zevs zwey Augen angebracht,
Wodurch ich die Gefahr belauschen,
Und die ich, rückt der Feind heran,
Schnell, wie mich selbst, verbergen kann.
So sprach die Schnecke. Junker Schröter
Bestieg noch einmal den Katheder;
Allein das Lied des Schaalthiers blieb
Noch immer auf der alten Weise.
Ein Amor, der auf einer Reise
Als Schmetterling sein Wesen trieb,
Und sich, um auszuruhn, ins Grüne
Herabließ, mußte Schiedsmann seyn.
Ich, sprach er mit gelehrter Miene,
Bin für die Hörner, die man sein
Verbergen kann; doch dächt ich wären
Die Augen füglich zu entbehren.
Ey, rief die Schnecke, Freund, wie so?
Allein der kleine Schelm entfloh,
Anstatt das Räthsel aufzuklären.

*) Hirschkäfer
Gottlieb Konrad Pfeffel

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