Dienstag, 9. Juni 2009

Parabel


Ich trat in meine Gartenthür,
Drey Freunde kamen, auch wohl vier,
Ich bat sie höflich zu mir ein,

Und sagte sie sollten willkommen seyn.

Da in der Mitte, im heitern Saal

Stünd grade ein hübsches Frühstücksmahl.

Wollte jedem der Garten wohl gefallen,

Darin nach seiner Art zu wollen.

Der eine schlich in dichte Lauben,

Der andere kletterte nach Trauben,

Sein Bruder nach hohen Äpfeln schielt,

Die er für ganz vortrefflich hielt.
Ich sagte: die stünden alle frisch,

Zusammen drinne, auf runden Tisch,

Und wären ihnen gar schön empfohlen.
Sie aber wollten sie selber holen.

Auch war der Letzte wie eine Maus,

Ich glaube zur Hinterthür hinaus;
Ich aber ging zum Saal hinein,
Verzehrte mein Frühstück ganz allein.

J. W. v. Goethe

Keine Kommentare: