Mittwoch, 11. März 2009

Individuen aus der vernunftlosen Natur …


Individuen aus der vernunftlosen Natur wählt der Fabeldichter bes. deshalb, weil jene einen bestimmten Charakter u. Instinct haben, weshalb theils alle weitere Charakterisirung der Handelnden unnöthig ist, theils dadurch in die Handlungen u. Ereignisse das Ansehen einer Nothwendigkeit gelegt wird. Der ausdrückliche Zusatz der in der F. enthaltenen Lehre kann vor od. nach der F. selbst stehen u. heißt in ersterem Fall Promythion, in letzterem Epimythion. Doch ist dieser Zusatz nicht nöthig, da, wenn die handelnden Individuen treffend gewählt u. nach ihrem Charakter u. Instinct richtig handelnd dargestellt werden, die Lehre sich von selbst ergibt; wenigstens in den griechischen F-n des Äsopos sind die Epimythien erst von Max. Planudes in späterer Zeit zugesetzt. Je nachdem man in der F. die Erzählung od. die Belehrung als Hauptmoment betrachtet, gehört sie zur epischen od. didaktischen Poesie. Der Form nach kann sie in gebundener od. ungebundener Rede, monologisch od. dialogisch sein. Der Vortrag in der F. muß, der Bestimmung derselben zufolge, kurz, klar u. einfach sein.

Pierer's Universal-Lexikon
Band 6. Altenburg 1858, S. 51-52

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