Donnerstag, 1. Januar 2009

Harmonie der Sphären

Ein Jüngling las von ungefehr
Von einer Harmonie der Sphären
Im Plato. Ha! die muß ich hören,
Rief er, und bat den Jupiter,
Ihm sein Verlangen zu gewähren.
Umsonst sprach dieser: junger Thor!
Das göttliche Concert der Sphären
Ist nicht für eines Menschen Ohr!
Er ließ nicht ab, ihn zu beschwören,
Bis Zeus einst die Geduld verlor,
Und sich entschloß, ihn zu erhören.
Er rühret seinen Scheitel an;
Der Jüngling hört durch alle Himmel,
Und was? ... Ein gräßliches Getümmel.
Ein tausendstimmiger Orkan,
Bewehrt mit Graus und Untergange,
Und alle Donner durch die Hand
Des Rächers auf die Welt gesandt,
Sind gegen diesem Rundgesange,
Dem Summen einer Biene gleich.
O Zeus! was lässest du mich hören?
So rief der Jüngling starr und bleich:
Ist das die Harmonie der Sphären?
So brüllt die Hölle nach dem Raub:
Ha, mache mich viel lieber taub,
Du fürchterlicher Gott der Götter!
Itzt rufet Zeus aus einem Wetter:
Erkenne, blödes Erdenkind,
Daß Menschen keine Götter sind.
Du hörst ein schreckendes Getümmel,
Und ich – die Harmonie der Himmel.

Gottlieb Konrad Pfeffel

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