Sonntag, 7. Dezember 2008

Krötenfabeln und -sagen


Daß auch die Kröte einen wunderwirkenden und zauberkräftigen Stein im Haupte tragen soll, ist bekannt. Wie weit ihr Name mit dem des Krodo zusammenhängt, ist nicht gut nachweisbar. Des Thieres häßliche Gestalt mag die Schimpfnamen Teufelskröte und Krötenteufel auch ohne Beziehung zum angeblichen Harzgott hervorgerufen haben. Eher spielten Kröten in der Hexenwelt eine Rolle. Der Teufel erschien als Kröte oder sandte in ihrer Gestalt seine dienstbaren Geister. Schaurig ist eine Sage aus der Nähe von Köln, wo eine Hexe ein Huhn hat, das eigentlich nur eine große Kröte ist, und fort und fort, so lange sie mit einer Gerte gestupft wird, Hühnereier legt. - Zweien Knaben, die ihren Vater mißhandeln, von ihm verflucht werden und ihm wieder fluchen wollen, werden die Zungen zu giftigen Kröten (D.Sagenb. 617.) Eigenthümlich ist die Sage vom Krötenberg bei Landshut, der zu gewissen Zeiten Kröten in einer Ueberzahl gebiert, die dann einen nahen Weiher ganz erfüllen, und eine kommende reiche Aernte voraussagen. …

Ludwig Bechstein
Urzeitsagen

aus: Gesammelte Werke, Bd. 11

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