Montag, 15. September 2008

Der Künstler und der Wollhändler (Parabel)


Das Athenebild war fertig. Elfenbeinern die Glieder, das Gewand von rotem Golde. Da trat Lysigenes, der Wollhändler, in die Werkstatt des Phidias.

»Sehr schön«, sagte er lächelnd. »Aber ich hätte sie ganz aus Gold gefertigt. Eine Stadt wie Athen muß Götter aus gediegenem Golde haben, nicht aus wohlfeilerem Stoffe.«

»Das hätte ich auch getan,« war des Phidias Antwort, »wenn ich Lysigenes hieße.«

Edward Stilgebauer
aus der Zeitschrift: Der Floh, 2.1.1910

Keine Kommentare: