Montag, 7. Juli 2008

Phöbus und sein Sohn



Der Mond trat zwischen Sonn’ und Erden
Sein Schatten deckte Höh’ und Grund,
Und auch die trifft, wo bei der Herde
Ein Hirt und Sohn des Phöbus stund.

Der Hirte rief voll Furcht und Zagen:
Mein Vater, du verlierst den Schein,
Wie kann der heitern Gottheit Wagen
Des Lichtes Quell und dunkel seyn?

Du irrst, sprach Phöbus, deine Hürden
Sind bloß der Ort, der dunkel ist,
Du suchst mir Fehler aufzubürden,
Womit du selbst umnebelt bist.

***

Zwischen Gott und unsern Sinnen
Seht die Menschheit mitten innen,
Und verbirgt vor uns sein Licht:
Wir sind dunkel, und Gott nicht.

Christian Fürchtegott Gellert

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

ein außerordentlich gutes gedicht