Montag, 16. Juni 2008

Die Wolken



Hoch oben am Himmel schwebt die Wolke und schaut herunter auf die Erde. Weit kann sie das Land überschauen, sieht die Menschen wie Puppen zwischen den Häusern der Stadt umherlaufen und ist glücklich, nicht an den Boden gefesselt zu sein, wie die anderen Lebewesen dort unten. Eine weitere Wolke gesellt sich hinzu und bald ist der ganze Himmel von Wolken bedeckt. Sie schauen auf die immer größer werdenden Schatten, die die Erde abdunkeln.

Trauer kommt auf. Kein Sonnenlicht kommt mehr durch. Während die Wolken an ihrer Oberseite von den Sonnenstrahlen durchwärmt werden, beginnen sie unten zu frieren, denn die Kälte kommt mittlerweile bis zu ihnen hinauf. Mitleid mit den armen Wesen dort unten in der kalten, dunklen Welt lässt die erste Wolke Tränen vergießen. Bald weint eine zweite, eine dritte Wolke und irgendwann schluchzen sie alle gemeinsam. Aus den paar Tropfen der ersten Wolke ist ein kräftiger Schauer geworden, der auf die Erde, die Wiesen, die Häuser, die Straßen platscht.

Dann haben die Wolken ausgeweint, sind am Himmel verschwunden und die Sonne dringt mit ihren Strahlen wieder bis ganz hinunter. Lustig plätschern kleine Rinnsale durch die Straßen und versickern breitflächige Pfützen fröhlich in der Erde.
Horst-Dieter Radke

Keine Kommentare: